Viste
Wikipedia – ein Internet-Lexikon lädt zum Mitmachen ein
Von Maria Hechensteiner
Die virtuelle Welt ist hervorragend dafür geeignet, viele Menschen an der Entstehung einer Sache mitwirken zu lassen. Wir oft wünschen wir uns, dass an der Verwirklichung eines großen Projektes – welcher Art es auch immer sei –, die „besten Köpfe“ mitwirken. Im realen Leben ist das unmöglich; wir können etwa bei der Konstruktion eines Gebäudes nicht alle interessierten Architekten mitarbeiten lassen mit der Erlaubnis, dass jeder das Gebäude nach seinen Überzeugungen ändert, misslungene Teile wieder abreißen lässt und dafür andere hinzufügt usw. In der virtuellen Welt geht das. Das Internet bietet faszinierende Möglichkeiten praktizierter Demokratie, die tatsächlich das Potenzial für eine Demokratisierung der Welt in sich tragen. Ein Beispiel dafür ist Freie Software. Seit zwei Jahrzehnten basteln InformatikerInnen? und Computerfreaks rund um den Globus an ihr herum und sie wird immer besser. Immer leistungsfähiger, umfassender, krisensicherer. Sie kostet nichts, alle können sie benutzen und wer dazu imstande ist, sie auch verbessern. Keine Lizenzgebühren, keine teuren Module, keine Zwangsbeglückungen mit Programmen, die man weder braucht noch will. Eine tolle Gelegenheit gerade für arme Staaten, die Informatisierung im eigenen Land voranzutreiben, ohne sofort an unüberwindbare finanzielle Grenzen zu stoßen.
Ein anderes Beispiel für ein solches Gemeinschaftswerk ist die Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“. Sie kann nicht nur kostenlos benutzt werden, sie wird auch von den Benutzern selbst, von der Basis also, verfasst. Wer auch immer will, kann zu einem Stichwort einen Artikel verfassen. Oder diesen Artikel verändern, erweitern, vervollständigen. Die Gefahr, dass in diesem Lexikon auch hausgemachter Unsinn landet, ist zwar grundsätzlich gegeben, jedoch unterzieht sich jeder Eintrag automatisch einem Selbstreinigungsprozess: Im Durchschnitt wird jeder Artikel 15-mal geändert, bis die Wikipedia-Gemeinde mit ihm zufrieden ist. Zudem wacht eine Schar von Administratoren mit Argusaugen über den neu eingetragenen Artikeln und löscht sie bei Notwendigkeit sofort. Muss hinzugefügt werden, dass grundsätzlich jeder Interessierte Administrator werden kann?
Wikipedia ist ein Lexikon im Entstehen, es gibt noch eine Vielzahl von Stichwörtern ohne zugehörigen Artikel, aber dieses Manko baut sich von Monat zu Monat ab. Schon jetzt braucht Wikipedia den Vergleich mit anderen, kommerziellen Lexika nicht zu scheuen, denn auch diese sind weder allumfassend noch fehlerlos. In Bezug auf die Aktualität ist Wikipedia freilich unübertroffen, denn jeder Eintrag kann jederzeit aktualisiert werden und der Benutzer muss sein Lexikon nicht einmal im Jahr gegen eine Gebühr „updaten“.
Die Wikipedia gibt es bis jetzt in 30 Sprachen, darunter auch in Mundarten wie dem Alemannischen oder Luxemburgischen. Die Artikel werden aber nicht übersetzt, sondern in der jeweiligen Originalsprache verfasst, sodass kleine Sprachen naturgemäß weniger Einträge aufweisen als große.
Auch zu Südtirol befinden sich bereits zahlreiche Artikel und Einträge in der Wikipedia, was darauf schließen lässt, dass die Internet-Enzyklopädie eine aktive Südtiroler Anhängerschaft hat. Und wenn Sie zu einem Stichwort keinen Artikel finden sollten: Nur zu, verfassen Sie einen und stellen Sie ihn ins Netz! Die Wikipedia ist so klug wie die Summe ihrer Autoren und Autorinnen!
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