Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation

Linux User Group Bolzano-Bozen-Bulsan

Die GNU/Linux community in Südtirol
La comunita' GNU/Linux in Alto Adige
The GNU/Linux community in South Tyrol
Sektionen
Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Dokumente Delibera 882/10 Offener Brief: Anfrage um Erläuterungen bezüglich des Beschlusses Nr.882 vom 25. Mai 2010
Navigation
Anmelden


Passwort vergessen?
 
Artikelaktionen

Offener Brief: Anfrage um Erläuterungen bezüglich des Beschlusses Nr.882 vom 25. Mai 2010

von LUGBZZuletzt verändert: 24.06.2010 11:05
An: Roberto Bizzo
An: Kurt Pöhl

z.K.: die Landesregierung
z.K.: Hubert Hofer
z.K.: Deutsches Schulamt
z.K.: Italienisches Schulamt
z.K.: Ladinisches Schulamt
z.K.: Stefan Walder, Koordinator der auf Free Software basierten e-Learning Plattform Copernicus
z.K.: Josef Tinkhauser, SIAG


Offener Brief: Anfrage um Erläuterungen bezüglich des Beschlusses Nr.882 vom 25. Mai 20101


Mit dem im Betreff genannten Beschluss verpflichtet sich die Landesverwaltung für die nächsten drei Jahre eine Ausgabe von 2.2 Mio. Euro zu tätigen, um die derzeit benutzten Serversysteme zu aktualisieren und neue Softwarewerkzeuge zu erwerben, die direkt bei Microsoft Ireland angekauft werden.

Dazu gibt die Linux User Group Bozen/Bolzano/Bulsan (LUGBZ) folgendes bekannt:
Die LUGBZ versteht den unmittelbaren Bedarf, die Aktualisierung der derzeit benutzten Systeme zu garantieren — vor allem um die Sicherheit der Daten der Bürger zu gewährleisten. Sie weist aber mit Bedauern darauf hin, dass die kurzfristige Planung der Aktualisierung die Machbarkeit einer Migration mindestens eines Teils der Infrastruktur der Landesverwaltung zu einer alternativen Plattform verhindert hat.
Die LUGBZ befürchtet, dass besonders der Einsatz von Werkzeugen wie MS Sharepoint (6 Serverlizenzen) und MS-Office Communication Server (4 Serverlizenzen) die Nebenwirkung hat, auch in Zukunft den Einsatz von anderer Bürosoftware zu verhindern. Dies besonders im Zusammenhang mit den fehlenden Exportmöglichkeiten der Daten, welche auf diesen Plattformen gespeichert werden. Der Einsatz dieser Softwarewerkzeuge würde die Landesverwaltung nicht nur für drei Jahre binden (wie vertraglich vorgesehen), sondern für eine viel längere Zeit. Es ist wichtig hervorzuheben, dass auch die Möglichkeit ohne Einschränkungen über die eigenen Daten verfügen zu können von großer Bedeutung ist. Es gilt also Strategien zu vermeiden mit der Softwarehersteller die Kunden willkürlich binden (diese Stragie ist in englischer Sprache als vendor lock-in2 bekannt).

Des weiteren möchte die LUGBZ mit dem vorliegenden offenen Brief auf folgende Diskrepanzen hinweisen in Bezug auf:

  • den Aktionsplan e-Suedtirol3, der in Vergangenheit von der Landesregierung verabschiedet und auch dank des maßgeblichen Beitrags der Allgemeinheit erstellt wurde und der unter anderem Artikel enthält, die auf das Engagement der Landesverwaltung bezüglich Freie Software und die Benutzung von offenen Standards hinweisen,
  • das Engagement der Landesverwaltung, welches es ermöglicht hat im TIS Innovation Park ein Kompetenzzentrum zu schaffen, das sich speziell mit Freier Software befasst4,
  • die Umsetzung des Projekts F.U.S.S.5, das mit Erfolg die IT-Systeme aller italienischsprachigen Schulen des Landes aktualisiert hat (im Rahmen dieses Projekts wurden die didaktischen Programme mit proprietärer Lizenz durch eine ad hoc entwickelte GNU/Linux Distribution ersetzt, die unter freier Lizenz veröffentlicht wurde),
  • den Rücktritt (im Jahr 2007) vom Wartungsvertrag für MS-Office, wodurch die Landesverwaltung über "1 Million Euro pro Jahr" gespart hat (Quelle: Hellmuth Ladurner in der TV-Sendung report6 ),
  • die Finanzierung verschiedener Kurse (z.B. über den Europäischen Sozialfonds), die auf Landesebene Kräfte auf hohe Qualifizierungsstandards weitergebildet haben.

Die LUGBZ bittet den Landesrat Roberto Bizzo und den zuständigen Abteilungsdirektor Kurt Ferdinand Pöhl um Erläuterungen zur derzeit von der Landesverwaltung verfolgten Strategie unter Berücksichtigung der im Aktionsplan e-Suedtirol angeführten Transparenzkriterien.

Des weiteren weist die LUGBZ darauf hin, dass zahlreiche im Lande tätige Betriebe, die entschieden haben in freie Software zu investieren davon profitieren konnten und dazu beigetragen haben ein Ökosystem aus Lieferanten, Kunden und hochqualifizierten Arbeitsprofilen (high skills jobs) in Südtirol zu schaffen. Dabei haben sie nicht vorgefertigte Lösungen sondern Know-How importiert.
Die Landesverwaltung sollte dies als ermutigendes Zeichen empfinden um denselben Weg zu gehen.


In diesem Zusammenhang ist die Erfahrung der nahen Provinz Trient bemerkenswert, die einen Wettbewerb ausgeschrieben hat um die Machbarkeit der Benutzung von Open Office anstelle von MS-Office7 zu bewerten. Ein weiteres Beispiel stammt aus München wo seit Jahren ein Migrationsprojekt hin zu freier Software und zu offenen Standards läuft8, das stetige und überzeugende Fortschritte liefert9.
 

Als Verein richtet die LUGBZ ihr besonderes Augenmerk auf diese Themen und möchte die Entscheidungsträger der öffentlichen Verwaltung darauf aufmerksam machen — dies ohne jegliche polemische Absichten, sondern viel mehr mit der Absicht als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen um die Verwaltung dabei zu unterstützen den Bürgern einen bestmöglichen Dienst zu bieten.

In diesem Zusammenhang sei das Betriebssystem erwähnt, das die Clients in der Landesverwaltung zur Zeit nutzen: Windows XP. Die Sicherheitsaktualisierungen für Windows XP werden im April 201410 zu Ende gehen. Die verbleibenden vier Jahre könnten benutzt werden um einen möglichen Umstieg auf nicht-Windows Clients abzuschätzen und zu testen. Allerdings wurde im vorliegenden Beschluss entschieden 145 Serverlizenzen von Windows Server 2008 zu erwerben, welches nicht vollkommen kompatibel zu Windows XP ist11. Die LUGBZ fragt sich ob diese Tatsache nun dazu führen wird, dass auch alle Clients sehr rasch aktualisiert werden müssen und diese vier Jahre nicht mehr zur Verfügung stehen um nicht-Windows Clients zu evaluieren.

Des weiteren wurde im Jahre 2005 entschieden, auf allen Arbeitsplätzen der Landesangestellten Open-Office (freie und Open Source Bürosoftware) zu installieren. Die LUGBZ befürchtet die Verwaltung könnte bald wieder gezwungen sein Microsoft als einzigen Hersteller von Bürosoftware in Betracht zu ziehen, der die volle Interoperabilität unter den Systemen garantieren kann, die mit dem vorliegenden Beschluss hinzugekauft werden (MS Sharepoint, MS-Office Communication Server). Genauso schwer wiegt die Befürchtung, dass in drei Jahren (nach Ablauf des Vertrages im vorliegenden Beschluss) alle in die neuen Systeme eingepflegten Daten nicht mehr benutzt werden können, es sein denn der Vertrag mit Microsoft wird wieder verlängert.

Trotzdem möchte die LUGBZ unterstreichen, dass sie sich bewusst ist, dass die im Beschluss beschriebenen Maßnahmen — auf Grund der kurzen Zeit, in der die Landesverwaltung eine Entscheidung treffen musste — tatsächlich die einzige Alternative sein könnte und dass die Sicherheit der IT-Systeme und der Daten der Bürger unerlässliche Prioritäten sind.

Wir hoffen mit einer baldigen Antwort seitens der Landesverwaltung rechnen zu dürfen und stehen für eventuelle Unklahrheiten zu den erläuterten Themen (die ja leider nicht ganz einfach sind) gerne zur Verfügung.

Unterschrift:

Der Präsident der LUGBZ12 - Daniele Gobbetti



PDF Version einschließlich Beschlusstext: LUGBZ_offener_brief.pdf

notes



1 der Beschluss ist im Anhang, da er nicht direkt verlinkt werden kann, das Archiv aller Beschlüsse ist unter  http://www.provincia.bz.it/servizi-centrali/default.asp zu erreichen

2 http://en.wikipedia.org/wiki/Vendor_lock-in

3 http://www.provinz.bz.it/specials/esuedtirol/freesoftware_d.htm

4 http://fsc.tis.bz.it/

5 http://www.fuss.bz.it/

6 http://www.report.rai.it/R2_popup_articolofoglia/0,7246,243%255E1072182,00.htm

7 http://www.infotn.it/IT/area-soluzioni-ict/

8 http://www.muenchen.de/cms/prod1/mde/_de/rubriken/Rathaus/40_dir/limux/10_ueberblick/OCA_LiMux_2008_11_12.pdf

9 http://www.floschi.info/2010/03/quality-over-time-in-munich/

10 http://support.microsoft.com/lifecycle/?LN=en-gb&C2=1173

11 http://support.microsoft.com/kb/944043

12 Die LUGBZ (Linux User Group Bozen-Bolzano-Bulsan) wurde am 22. Jänner 2001 als Verein ohne Gewinnabsicht gegründet. Ihr Ziel ist die Verbreitung und Bekanntmachung des Betriebssystems GNU/Linux und der Freien Software im Allgemeinen. Die Aktivitäten des Vereins liegen vor allem auf lokaler Ebene, wo regelmäßige Treffen abgehalten, sowie Veranstaltungen wie Workshops und GNU/Linux Installation Partys durchgeführt werden. 

GNU/Linux ist ein freies Betriebssystem, das auf dem von Linus Torvalds ins Leben gerufene Kernelprojekt Linux und der Software der Free Software Foundation basiert.  


Weitere Informationen bei / - info@lugbz.org
« April 2020 »
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1 2 3 4
5 6 7 8 9 10 11
12 13 14 15 16 17 18
19 20 21 22 23 24 25
26 27 28 29 30
 

Powered by Plone CMS, the Open Source Content Management System

Diese Website erfüllt die folgenden Standards: